AI schreibt mehr Texte als Menschen im Web

Das Netz kippt: KI schreibt jetzt mehr Artikel als Menschen. Na und?

Das war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Seit Ende 2024 schreibt KI mehr Artikel als Menschen. Eine entsprechende Studie von Graphite.io bestätigt, was viele geahnt haben. KI schreibt jetzt mehr Artikel als Menschen. Millionen Texte, jeden Tag werden produziert von Modellen, die nie müde werden, nie zweifeln, nie eine Idee verwerfen. Das Netz läuft heiß, gefüttert mit maschineller Massenware. Aber Effizienz ist nicht gleich Relevanz. Wer solche Texte liest, merkt schnell, dass die Perfektion nicht berührt, denn in den schön aneinandergereihten Wörtern fehlt das Flackern, das nur Menschen hinbekommen. Die Studie erzählt also weniger vom Triumph der KI, sondern vielmehr vom Beginn einer neuen Balance zwischen Algorithmus und Redaktion.

Ein Wendepunkt im Netz: Wenn Algorithmen schreiben

Die Analyse von Graphite.io zeigt erstmals ein klares Bild von dem, was ohnehin schon die meisten vermuteten. Im Netz stammen mehr neue Artikel von KI-Systemen als von Menschen. Für die Untersuchung wurden rund 65.000 Texte aus dem englischsprachigen Web ausgewertet. Grundlage war der öffentliche Datensatz von Common Crawl, ergänzt durch mehrere Erkennungsmodelle, die den Anteil maschinell erzeugter Passagen bestimmen.

Das Ergebnis klingt spektakulär, ist aber mit Vorsicht zu lesen. Denn die eingesetzten Detektoren sind nicht unfehlbar. Rund vier Prozent der Texte wurden fälschlich als KI-generiert eingestuft, knapp ein Prozent umgekehrt als menschlich. Die tatsächlichen Werte können also leicht abweichen. Trotzdem ist die Tendenz klar: Der Anteil KI-erstellter Inhalte wächst weiter, auch wenn das Tempo seit Mitte 2024 stagniert.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine hat sich verschoben. KI ist nicht länger nur ein Hilfsmittel, sondern ein wesentlicher Teil der täglichen Content-Produktion.

Viele KI-Texte, wenig Reichweite

Immer häufiger tauchen Texte auf, die zumindest teilweise von KI erzeugt wurden. Damit wächst die Masse, doch die Sichtbarkeit bleibt begrenzt. In den Top-Suchergebnissen von Google stammen etwa 86 % der Inhalte weiterhin von Menschen.

Ein Blick tiefer zeigt, dass viele KI-Texte kaum ein Publikum erreichen. Entsprechende Untersuchungen haben ergeben, dass Inhalte, die primär auf Masse ausgelegt sind und von KI ohne redaktionelle Nachbearbeitung erstellt wurden, oft wenig bis keine Nutzerinteraktion verzeichnen. Laut einer Studie von Ahrefs lässt sich kaum ein signifikanter Zusammenhang zwischen hohem KI-Anteil und besseren Rankings nachweisen. Sogar im Gegenteil: Die stärksten Plätze belegen Seiten mit geringem KI-Anteil oder hoher menschlicher Redaktion.

Kurz gesagt: Die KI schreibt viel, aber kaum jemand liest sie. Die Erklärung dafür hängt auch mit Googles Richtlinien zusammen, denn Inhalte, die automatisiert produziert sind und vorrangig auf Suchmaschinenoptimierung statt auf Nutzwert ausgelegt wurden, können kritisch bewertet werden. So muss Content heute nicht nur existieren, sondern wirklich relevant sein. Und dabei liegt der Vorteil (noch) klar bei menschlichen Autorinnen und Autoren.

Das Risiko des Echoraums: Wenn KI von KI lernt

Ein unterschätztes Problem ist der sogenannte „chilling effect“. Wird ein großer Teil des Webs mit KI-generierten Inhalten gefüllt, wird das Training neuer Modelle irgendwann auf bereits automatisierten Daten basieren. Eine Studie von The AI Citizen zeigt, dass eine deutliche Verminderung von Vielfalt, Originalität und Qualität drohen, wenn KI mit KI-Ergebnissen trainiert wird.

Das Ergebnis ist ein Déjà-vu in Dauerschleife mit den immer gleichen Phrasen, vertrauten Satzmustern und denselben gedrechselten Floskeln. Gerade so, als hätte das Netz seine eigene Stimme verloren. Wo früher Menschen neue Blickwinkel einbrachten, recycelt KI nun Altbekanntes und verkauft Wiederholungen als Original.

Für das Content-Marketing ist das gefährlich. Wer sich blind auf generierte Masse verlässt, riskiert, im Strom gleichförmiger Texte unterzugehen. Auch im SEO-Kontext zählt nicht, wer am meisten schreibt, sondern wer etwas Neues zu sagen hat. Genau deshalb bleibt auch die Aufgabe menschlicher Autoren, aus der Geräuschkulisse herauszustechen, statt ein Teil davon zu werden.

Mensch am Steuer: Trusted AI statt Blindflug

Niemand verlangt von Content-Profis, dass sie auf KI verzichten. Das wäre, als würde jemand nach der Erfindung des Autos wieder aufs Pferd steigen. Die Technik ist da, sie ist stark, sie spart Zeit, doch sie braucht eine Hand am Steuer. Denn wie beim Autofahren zählt nicht die Geschwindigkeit allein, sondern die Richtung und das Verantwortungsbewusstsein des Fahrers.

Genau das beschreibt den Gedanken von „Trusted AI“. Die KI kann Strukturen vorschlagen, Headlines entwerfen oder Fakten zusammentragen, doch die Menschen sorgen für Haltung und Relevanz. Viele Redaktionen arbeiten bereits mit diesem Hybridmodell: Die Maschine liefert den Rohbau, der Mensch gestaltet das Haus. So bleibt die Kontrolle über Ton, Quellen und Dramaturgie erhalten und Routinearbeiten werden automatisiert.

In der Praxis heißt das: Eine Redaktion lässt ChatGPT ein Grundgerüst für einen Artikel erstellen, prüft danach alle Angaben, ergänzt O-Töne, Quellen und Kontext und überarbeitet die Sprache, bis sie lebendig klingt. Das Ergebnis ist effizient, aber glaubwürdig und vor allem unique.

„Trusted AI“ bedeutet also nicht, weniger KI zu nutzen, sondern sie klüger einzusetzen. Erst im Zusammenspiel zwischen KI und Mensch entsteht Content, der technisch stark und menschlich relevant ist.

Was bedeutet das nun für Deinen Content?

Aus meiner Sicht ist es zweitrangig, ob ein Text mit oder ohne KI entstanden ist. Entscheidend ist, ob er wirkt. Ein guter Beitrag erfüllt zwei Aufgaben: Er wird zum einen von Suchmaschinen gefunden und zum anderen von Menschen gerne gelesen. Alles andere ist Nebensache.

Um das zu erreichen, braucht es mehr als nur Technik. Diese Checkliste hilft, die richtigen Fragen zu stellen:

  • Der Content muss neugierig machen. Mit einem Einstieg, der hängen bleibt.
  • Er muss Mehrwert bieten. Keine leeren Phrasen, sondern echte Erkenntnisse.
  • Er muss verständlich und klar sein. Ohne zu viel Fachjargon und ohne Blabla.
  • Er muss ehrlich und nach Dir klingen.
  • Und er muss (mindestens) eine Emotion auslösen. Neugier, Zustimmung, vielleicht auch Widerspruch. Hauptsache, er lässt niemanden kalt.

Sieh diese Liste als Deinen persönlichen Kompass. Geh sie bei jedem Text durch, bevor Du ihn veröffentlichst. Wenn ein Punkt noch nicht passt, feile weiter, bis alles stimmt. Genau das ist der Unterschied zwischen belanglosem 0815-Content und gutem Content.

Und es ist auch mein eigener Anspruch als Autor.

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