Der Elefant im Raum. SEO in Zeiten von KI

Künstliche Intelligenz und der Elefant im Raum

Künstliche Intelligenz. Als Content Writer kann ich den Elefanten im Raum nicht mehr übersehen – auch wenn ich mich wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen noch so sehr bemühe.

Doch was genau bedeutet dieser Elefant nun für meinen Job? Welche Auswirkungen werden Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, Claude und Co. auf Suchmaschinen wie Google & Co. haben? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Fragen, die aus heutiger Sicht – ich schreibe diesen Artikel im Mai 2025 – niemand mit absoluter Gewissheit beantworten kann. Dennoch ist es sinnvoll, entsprechende Überlegungen anzustellen und Szenarien zu entwickeln, wie sich die Zukunft in dieser Hinsicht gestalten könnte.

Denn eines ist klar: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Und ich bin ein Fan von Krisenmanagement. Bestes Beispiel: die Corona-Pandemie. Viele haben in dieser Zeit den Kopf in den Sand gesteckt und „the end of the world as we know it“ gesehen. Doch strategisch Denkende haben erkannt, welche Chancen in der Krise stecken. Sie haben neue Geschäftsmodelle entwickelt, klug investiert und sich so zumindest für die Zeit danach gut aufgestellt.

Warum SEO gerade jetzt wichtig ist

Genau das ist auch die Anforderung an einen professionellen Content Writer in der aktuellen Situation. Eines der zentralen Themen ist die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Denn hier wird ein Großteil des Umsatzkuchens verteilt. Und genau hier kommt der Elefant aus der Einleitung wieder ins Spiel:

Immer mehr Menschen suchen nicht mehr bei Google, sondern stellen ihre Frage gleich einer KI wie ChatGPT. Der Rückgang bei der Suchmaschine ist deutlich. Laut AP News hatte Google.com im März 2025 rund 136 Milliarden monatliche Besuche – das sind 30 % weniger Klicks als im März 2024.

Dreißig Prozent! Da ändert sich also gewaltig was. Google weiß das natürlich auch und reagiert längst: Seit Kurzem integriert der Konzern Antworten der hauseigenen KI Gemini in die Suchergebnisse. Noch ist alles Beta – aber die Richtung ist klar.

Der KI-Content bleibt im System

Die Konsequenz: Die Suchergebnisse verlinken nicht mehr auf Webseiten, sondern zeigen direkt Inhalte von Gemini an. Damit steht SEO möglicherweise vor dem Grabstein – denn nicht nur Google fährt diese Strategie, sondern auch andere große Player.

Der Kern ist schnell erklärt: Nutzer stellen eine Frage, eine KI liefert die Antwort. Nur: Wo soll dieser Prozess künftig stattfinden? Google hat den Vorsprung. Doch ChatGPT mit Microsoft im Rücken wird zum heißen Herausforderer.

Irgendwer wird sich durchsetzen. Doch darum geht es mir gar nicht. Die wichtigere Frage lautet: Ist SEO damit wirklich tot – oder verändert es sich einfach nur radikal? Wenn niemand mehr auf Webseiten klickt, wird auch kein neuer Content produziert. Die Weblandschaft gleicht dann bald Pripjat – nach der Katastrophe von Tschernobyl. Eine verlassene Gegend. Doch im Internet gibt es keine Natur, die zurückkehrt.

Warum lokale Suchen nicht so schnell verschwinden

Doch halt: Was ist mit all jenen, die einfach einen guten Physiotherapeuten in der Nähe suchen? Fragt man da wirklich eine KI oder bleibt Google mit der Suchanfrage „Physio 1130 Wien Rückenschmerzen“ weiterhin die beste Option?

Auch das ist offen. Mein Freund Günter hat hierzu eine steile, aber nicht ganz unwahrscheinliche These: Die Betreiber der LLMs könnten künftig Bezahlsysteme einführen – also eine Art Münzeinwurf für Unternehmer, um bei Anfragen genannt zu werden. Unverschämt? Sicher! Unwahrscheinlich? Kaum.

Die Sprachsuche als Spielveränderer

Dazu kommt: Die Sprachsuche nimmt weiter zu. Kaum jemand tippt noch lange Anfragen ins Web. Stattdessen wird das Smartphone gezückt und Siri & Co. bekommen den Auftrag, eine konkrete Frage zu beantworten. Auch das verändert alles.

Wären wir im Fußball, dann wäre es etwa so, als hätte die FIFA entschieden: Tore dürfen nur noch aus der eigenen Hälfte erzielt werden.

Content lebt – aber anders

Daraus ließe sich ableiten, dass Content tot ist und SEO als die Muttermale auf seinem Körper mit ins Grab steigen wird. Aber genau hier wird es spannend. Denn das Pferd – also der Content – lebt noch. Und der Reiter – also der Content Reiter 😊 – muss nicht absteigen. Er muss nur lernen, das Pferd anders zu reiten. Der Boden ist jetzt eben kein Asphalt mehr, sondern wieder unebenes Gelände.

Ist SEO also noch sinnvoll?

Kann ich als Content Writer also noch guten Gewissens einen SEO-Auftrag annehmen? Oder müsste ich meinem Kunden nicht lieber sagen: Alter! Wenn Du jetzt in SEO investierst, ist das so, als hättest Du Dir 2010 noch einmal ein Nokia-Handy gekauft oder im Mai 2020 in Wirecard-Aktien investiert?

Die überraschende Antwort: Ich kann! Und es gibt ein paar gewichtige Gründe dafür:

  • Weil organische Sichtbarkeit nicht von heute auf morgen verschwindet
  • Weil Content für Menschen gemacht wird, nicht nur für Maschinen
  • Weil auch KIs Inhalte brauchen: Google, ChatGPT und Gemini stützen sich auf bestehende Texte

Wer heute guten Content erstellt, wird zitiert – von Menschen, Maschinen oder beidem.

SEO ist mehr als Keywords

SEO bedeutet heute weit mehr als ein paar Keywords. Es geht darum, die Nutzerintention zu verstehen, Inhalte clever zu strukturieren, Expertise zu zeigen und Fragen zu beantworten. Denn klar: Die KI liefert Antworten – aber Entscheidungen nimmt sie nicht ab.

KI-Modelle geben heute oft gute Zusammenfassungen. Aber wenn’s konkret wird – Preise, Produkte, Erfahrungen – landen viele doch wieder auf Webseiten. Dort, wo echte Inhalte warten.

Und: Die KI kann nur empfehlen, was sie finden kann. Wer gute Inhalte bietet, wird zitiert. Ob von Google, Gemini, ChatGPT – oder einem echten Menschen. Die neuen AI Overviews verlinken in Zukunft wieder auf Quellen. Denn ohne Trust funktioniert auch im KI-Zeitalter kein System.

Inspiration braucht echte Inhalte

Nicht jede Suche ist eine Antwort-Suche. Oft geht es um Inspiration, Vergleiche, Erfahrungen. Da braucht es Inhalte mit Tiefe und Persönlichkeit – kein schnelles KI-Statement.

Google ist nur ein Kanal. ChatGPT nur ein Werkzeug. Wer heute in SEO investiert, schafft Content, der auch in Social Media, Newslettern, YouTube oder in KI-Systemen funktioniert. Ein SEO-Text ist für alle Touchpoints da.

Zeit, den Elefanten an die frische Luft zu führen

SEO ist nicht verschwunden. Es sieht nur anders aus, riecht vielleicht ungewohnt und läuft manchmal ein bisschen wacklig durch die Gegend. Aber es lebt.

Und der Elefant? Der steht immer noch da, ein bisschen verloren vielleicht. Höchste Zeit, ihn an die frische Luft zu führen und ihm zu zeigen, wo es langgeht.

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